Was ist das Zervikalsyndrom / eine Zervikalneuralgie und was hilft?

Es zieht, drückt oder hämmert im ganzen Nacken: Das HWS-Syndrom, auch Zervikalneuralgie genannt, kann sehr unangenehm sein. 70 % der Menschen erkranken mindestens einmal im Leben daran. Was ist darunter zu verstehen und was verschafft Ihnen Linderung?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Definition: Der Begriff HWS-Syndrom steht für Schmerzen an der Halswirbelsäule, die unterschiedlichste Ursachen haben können.
  • Häufige Ursachen: Fehlbelastungen führen zu Verspannungen. Aber auch bestimmte Wirbelsäulenerkrankungen können die Ursache eines HWS-Syndroms sein.
  • Akute Behandlung: Hausmittel oder konservative Verfahren wie Krankengymnastik und Massagen helfen oft weiter.

Die nächsten Schritte:

  • Arzt: Bei bestimmten Begleiterscheinungen oder anhaltenden Schmerzen sollten Sie zum Arzt.
  • Selbsthilfe: Bleiben Sie aktiv, machen Sie Dehnübungen und entspannen Sie im Vollbad.
  • Vorbeugen: Sport, eine Haltungskorrektur und ergonomische Arbeitsplätze helfen, Fehlbelastungen zu verhindern.

 

Inhalt:

 

Was ist ein HWS-Syndrom?

Der Begriff Zervikalsyndrom oder „HWS-Syndrom“ (Halswirbelsäulensyndrom) beschreibt zunächst unklare Schmerzzustände, die von der Halswirbelsäule ausgehen oder diesen Bereich betreffen. Die Symptome können dabei sehr unterschiedlich sein und von Nackenschmerzen und -steifheit über Kopfschmerzen und Schwindel bis hin zu Empfindungsstörungen in den Armen und Händen reichen. Die Begriffe „Zervikalsyndrom“ und „Zervikalneuralgie“ werden synonym verwendet und beschreiben im Grunde das gleiche: schmerzhafte Zustände, die von der Halswirbelsäule ausgehen. Der Begriff „cervical“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „den Hals betreffend“. Nackenschmerzen, die im Rahmen eines Zervikalsyndroms auftreten, werden nach dem internationalen Code der Krankheiten (ICD-10) mit dem Code M54.2 klassifiziert.

Nicht jede knöcherne oder knorpelige Struktur unserer Wirbelsäule ist gleich anfällig für Erkrankungen. Die ersten sieben Wirbel bilden die Halswirbelsäule. Diese ist im Vergleich zu anderen Abschnitten der Wirbelsäule besonders beweglich. Diese hohe Beweglichkeit macht sie jedoch auch anfälliger für Verletzungen und Verschleißerscheinungen. Die Halswirbelsäule trägt den Kopf und ist somit einer ständigen hohen mechanischen Belastung ausgesetzt. Durch diese kommt es hier oft schneller als in anderen Bereichen zu Abnutzungserscheinungen, in deren Folge Bandscheibenvorfälle oder eine Arthrose möglich sind.

In den meisten Fällen eines Zervikalsyndroms sind die Nackenschmerzen unspezifisch, das heißt, es lässt sich keine eindeutige Ursache feststellen. Mögliche Auslöser können unter anderem sein:

  • Verspannungen der Muskulatur
  • Fehlhaltungen
  • Schlechte Körperhaltung
  • Stress
  • Überlastung

Das Zervikalsyndrom beschreibt also eine Reihe von Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule. Diese können sowohl akut als auch chronisch auftreten. Das akute Zervikalsyndrom beschreibt eine plötzliche und meist starke Schmerzsymptomatik im Bereich der Halswirbelsäule. Die Entstehung der Beschwerden erfolgt häufig abrupt und kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, z. B. durch plötzliche Krafteinwirkungen, wie beim Schleudertrauma. Das chronische Zervikalsyndrom beschreibt eine Reihe von Beschwerden, die ihren Ursprung in der Halswirbelsäule (HWS) haben. Die Symptome entwickeln sich meist langsam und können vielfältig sein.

Typische Symptome einer Zervikalneuralgie

Neben Nackenschmerzen, die in die Arme oder auch in den Kopf ausstrahlen können, sowie begleitende Verspannungen und Verhärtungen der Muskulatur, kann das Zervikalsyndrom weitere Symptome aufweisen:

  • Spannungsgefühle oder Schmerzen an der Halswirbelsäule, die sich bis zu den Schultern, zum Rücken oder zu den Armen ausdehnen können
  • Nackensteifigkeit
  • leichte oder hartnäckige Kopfschmerzen, die sich manchmal als Migräne manifestieren
  • Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule, z. B. beim Drehen des Kopfes
  • Taubheitsgefühle oder Empfindungsstörungen („Ameisenlaufen“) in Armen und Händen (bei neurologischen Ursachen)

Anfangs treten die Symptome häufig nur zeitweise auf und stellen keine große Belastung dar. Schreitet die Erkrankung fort, intensivieren sich die Schmerzen. Sie halten dann länger an, manchmal auch nachts. Nach drei Monaten spricht man von chronischen Schmerzen.

Das HWS-Syndrom kann unterschiedliche Ausprägungen haben und lässt sich in oberes, mittleres und unteres Zervikalsyndrom differenzieren.

Oberes Zervikalsyndrom: Schmerzen im Hinterkopf, ggf. bis in die Stirnregion ziehend.

Mittleres Zervikalsyndrom: Schmerzen zwischen den Schulterblättern und über die Schulter hinaus. Mögliche zusätzliche Symptome: Taubheitsgefühle, Lähmungen und Funktionsstörungen in den Armen.

Unteres Zervikalsyndrom: Schmerzen in den Armen und Händen. Die genaue Lokalisation der Schmerzen in der Hand lässt Rückschlüsse auf die betroffene Nervenwurzel zu.

Was sind häufige Ursachen eines Zervikalsyndroms?

Die Ursachen des Zervikalsyndroms sind vielfältig und lassen sich nicht immer eindeutig auf einen einzelnen Faktor zurückführen. Häufig spielen mehrere Faktoren zusammen, die zu einer Reizung der Nerven und/oder zu Verschleißerscheinungen in der Halswirbelsäule führen. Als besonders gefährdet gelten Menschen, die viel am Schreibtisch arbeiten, lange Auto fahren oder sich ganz allgemein wenig bewegen. Dies schwächt die Muskulatur, begünstigt Muskelverspannungen oder -verkürzungen und somit die Entstehung eines HWS-Syndroms. Meist sind Nackenschmerzen harmlos. Aber es gibt auch ernstere Erkrankungen, die zu einem Zervikalsyndrom führen können.

Mögliche Ursachen:

  • Muskuläre Verspannungen: Durch Fehlhaltung, Bewegungsmangel oder Stress kann es zu Verspannungen der Nacken- und Schultermuskulatur kommen. Diese Verspannungen können wiederum die Nervenwurzeln reizen und zu Schmerzen führen.
  • Degenerative Veränderungen: Mit zunehmendem Alter kommt es zu Verschleißerscheinungen an den Bandscheiben und Wirbelgelenken der Halswirbelsäule. Diese können zu einer Verengung des Wirbelkanals führen und die Nervenwurzeln beeinträchtigen. Hierzu zählen zervikaler Bandscheibenschaden, z. B. Bandscheibenvorwölbung oder -vorfall sowie degenerierte Facettengelenke
  • Verletzungen: Unfälle, Stürze, Probleme wie Frakturen oder Schleudertraumata können die Halswirbelsäule verletzen und so zu einem Zervikalsyndrom führen.
  • Fehlstellungen: Angeborene oder erworbene Fehlstellungen der Halswirbelsäule, wie z. B. eine Skoliose oder Morbus Scheuermann, können das Risiko für ein Zervikalsyndrom erhöhen.
  • Tumorerkrankungen
  • Angeborene Entwicklungsstörung: z. B. Skoliose
  • Entzündliche Erkrankungen: rheumatoide Arthritis, Infektionen
  • Stoffwechselerkrankungen: z. B. Osteoporose

In vielen Fällen liegen einem Zervikalsyndrom (Zervikalneuralgie) mehrere Ursachen zugrunde oder es treten mehrere Beschwerden in Kombination auf. Weitere Faktoren wie Stress, psychische Krankheiten, Bewegungsmangel oder einseitige Belastungen kommen häufig hinzu. Deshalb ist es für eine dauerhafte Linderung bei einer Zervikalsyndrom unerlässlich, jeden Patienten individuell zu betreuen.

Vor jeder Therapie muss daher eine ausführliche Diagnose stehen, um nachfolgende Schritte gezielt auf den jeweiligen Patienten abstimmen zu können. Bei der Diagnose eines Zervikalsyndroms spielen das ausführliche Patientengespräch und die Anamnese eine große Rolle. Um hier die richtigen Ursachen aufzuspüren und damit eine effiziente Therapie des Zervikalsyndroms einzuleiten, ist eine detaillierte Beschreibung der Beschwerden unerlässlich.

Aufgrund der meist verschiedenen Einflussfaktoren bietet ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch in Verbindung mit einem standardisierten Schmerzfragebogen eine gute Hilfestellung für die anschließende Therapie des Zervikalsyndroms. Im Gespräch lassen sich Einflüsse wie psychische Faktoren oder schwere körperliche Tätigkeiten ermitteln. Durch die sogenannte Schmerzanamnese macht sich der Arzt ein Bild vom bisherigen Krankheitsverlauf. Zeigen sich Probleme im Alltag, unterstützt in einigen Fällen auch ein Schmerztagebuch die Diagnose, in dem Patienten über einen bestimmten Zeitraum hinweg festhalten, wann und wie stark ihre Beschwerden auftreten. Auch die verspannte oder verhärtete Muskulatur wird genauestens untersucht. Weist die Untersuchung von Gefühl, Kraft, Beweglichkeit und Reflexen in den Armen auf Veränderungen hin, schafft die neurologische Untersuchung Klarheit.

Röntgenuntersuchungen zeigen weiterhin den Zustand der Halswirbelsäule und eventuelle Verschleißerscheinungen. Lassen Symptome auf einen Bandscheibenvorfall schließen, wird in der Regel noch eine Computertomografie durchgeführt, um die Diagnose zu bestätigen. Darauf aufbauend legen Experten dann individuelle Behandlungsschritte fest.
Des Weiteren setzen immer mehr Mediziner auf eine enge, fachübergreifende Zusammenarbeit in einem Team aus Orthopäden, Psychologen, Neurologen, Neurochirurgen, Physiotherapeuten und Allgemeinmedizinern. So können sie ein Zervikalsyndrom gemeinsam fundiert beurteilen und auch Faktoren wie den psychosozialen Hintergrund des Betroffenen mit einbeziehen.

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Diese Therapien lindern hartnäckige Zervikalsyndroms

Zur Behandlung eines HWS-Syndroms kommen zunächst konservative Methoden zum Einsatz. Hier erfolgt häufig eine Schmerzreduktion mit Schmerzmitteln oder Injektionen. Eine medikamentöse Therapie sollte jedoch nie als alleiniges Mittel gegen die Beschwerden eingesetzt werden, sondern immer mit anderen, auf die Ursache abgestimmten Maßnahmen, einhergehen.

Weitere konservative Verfahren:

  • Physiotherapie: Gezielte Übungen und Mobilisationstechniken stärken die Nackenmuskulatur und verbessern die Beweglichkeit der Halswirbelsäule.
  • Massagen (mind. 60 Minuten mehrmals pro Woche)
  • Akupunktur (Kassenleistung bei chronischen Nackenschmerzen)
  • Chiro- oder Elektrotherapie

Diese Maßnahmen helfen, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit der Wirbelgelenke zu verbessern, die beteiligten Muskeln zu stärken und Verspannungen zu lösen. Die Beschwerden bei einem akutem Zervikalsyndrom klingen in der Regel nach einigen Tagen und entsprechender Behandlung ab.

Auch die Psyche und Stress sind wichtige Einflussfaktoren bei der Entstehung eines Zervikalsyndroms. Stress kann die Symptome eines Zervikalsyndroms verschlimmern.

Anhaltende Rückenschmerzen sowie ständige psychische Anspannung bilden häufig einen regelrechten Teufelskreis.

Auf der einen Seite verstärken körperliche Beschwerden die negative Wahrnehmung alltäglicher Situationen. Auf der anderen Seite erhöht Stress den sogenannten Muskeltonus, was wiederum zu schmerzhaften Verspannungen führt. Mit der Zeit kann es also passieren, dass Betroffene regelrecht auf Schmerz programmiert sind und auch Beschwerden spüren, wenn die eigentliche Ursache nicht mehr vorliegt. In diesen Fällen entwickeln sich chronische Schmerzen, die nicht mehr so leicht in den Griff zu bekommen sind.

Bei stressbedingten Beschwerden können verschiedene Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Yoga helfen. Erzielen diese Behandlungen keine Verbesserung, kommen bei einem Zervikalsyndrom auch minimalinvasive Methoden zum Einsatz. Neben der Hitzesondentherapie zählt auch die Mikrolaserbehandlung zu den häufig eingesetzten Verfahren. Patienten kehren nach einem minimalinvasiven Eingriff schnell wieder in den gewohnten Alltag zurück.

Bei der Mikrolasertherapie wird über eine Kanüle und eine nur 0,2 Millimeter dünne Mikronadel Laserenergie gezielt in das Bandscheibengewebe eingebracht. Die Laserenergie lässt das Gewebe schrumpfen, verschweißt kleine Einrisse, unterbricht Schmerzfasern und stoppt so die Weiterleitung von Schmerzsignalen an das Gehirn. Haben Schmerzen ihre Ursachen an den Wirbelgelenken, kann eine Behandlung mit der Hitzesonde Linderung bringen. Mit einer über eine Kanüle eingeführten, sehr dünnen erhitzten Sonde verödet er schmerzende Nervenfasern und schaltet so deren Leitfähigkeit aus.

So beugen Sie einem Zervikalsyndrom vor

  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist wichtig, um die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu erhalten. Eine kräftige Muskulatur ist der beste Schutz vor Nackenschmerzen. Treiben Sie mindestens zweimal pro Woche Sport, um Blockaden aufzulösen und Muskeln aufzubauen.

Sportarten, die gut für die gut für Ihren Nacken sind:

Jogging, Gymnastik, Tanzen, Schwimmen, Pilates, Nordic Walking und Yoga

Vermeiden Sie allerdings Fehlbelastungen beim Sport, zum Beispiel ständige ruckartige Kopfbewegungen.

  • Ergonomie: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes und Ihrer Freizeitaktivitäten. Der Bildschirm sollte auf Augenhöhe sein, und die Tastatur und Maus sollten so positioniert sein, dass Ihre Hände und Arme entspannt sind. Entsprechende Stühle und Schreibtische helfen Ihnen, eine gute Haltung anzunehmen. Der Kopf sollte immer gerade sein. Ziehen Sie die Schultern nicht hoch und ändern Sie immer wieder die Sitzposition, um die Muskeln zu entlasten und degenerative Veränderungen vorzubeugen.
  • Pausen: Vermeiden Sie es, lange Zeit in derselben Position zu verharren. Machen Sie regelmäßig Pausen und bewegen Sie sich
  • Ausreichend Schlaf: Schlafen Sie auf einem bequemen Kissen, das Ihre Nackenwirbelsäule in einer neutralen Position hält.
  • Stress vermeiden: Stress kann die Symptome eines Zervikalsyndroms verschlimmern. Daher sollten Sie versuchen, Stress abzubauen, zum Beispiel durch Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training.
  • Wärme und Kälte: können bei akuten Schmerzen helfen. Bei Verspannungen kann Wärme die Muskulatur entspannen, während Kälte bei Entzündungen und Schwellungen helfen kann.
  • Gesunde Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen kann dazu beitragen, die Muskulatur und die Knochen zu stärken.
  • Vorsicht bei schweren Lasten: Vermeiden Sie es, schwere Lasten zu tragen, insbesondere wenn Sie diese über längere Zeit tragen müssen.
  • Regelmäßige Kontrolle: Lassen Sie Ihre Halswirbelsäule regelmäßig von einem Arzt oder Physiotherapeuten untersuchen.

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  • Bevorzugung konservativer Verfahren
  • Autor dreier Patientenratgeber und Referent auf Fachkongressen

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