Bandscheibenvorfall LWS – Symptome, Ursachen , Übungen

Ein Bandscheibenvorfall LWS (Lendenwirbelsäule) kann unterschiedliche Symptome und Ursachen haben. Im Folgenden erfahren Sie alles wichtige rund um das Thema Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule und wie man den BSV behandeln kann – mitsamt Übungen, die Sie von Zuhause ausführen können.

Aufbau der Lendenwirbelsäule (LWS)

Die Lendenwirbelsäule (LWS) ist der unterste Abschnitt der Wirbelsäule und besteht aus fünf Wirbeln, die von L1 bis L5 nummeriert sind. Sie befindet sich zwischen der Brustwirbelsäule (BWS) und dem Kreuzbein (Os sacrum). Die Lendenwirbelsäule hat eine physiologische Krümmung nach vorne (Lordose). Diese Krümmung hilft, die Wirbelsäule zu stabilisieren und Stöße zu absorbieren. Die Lendenwirbel und deren dazugehörige Gelenkfortsätze sind sehr robust, da die Lendenwirbelsäule den gesamten Rumpf und Kopf tragen muss. Zudem ist die LWS für die Bewegung des Beckens und der Beine verantwortlich.

Die Lendenwirbel sind im Vergleich zu den Wirbeln der BWS und des Halses (HWS) größer und robuster. Sie haben einen größeren Wirbelkörper, der eine ovale Form hat. Die Wirbelbögen sind ebenfalls größer und haben ausgeprägtere Gelenkfortsätze.

Zwischen den Lendenwirbeln befinden sich – wie in der gesamten Wirbelsäule – die Bandscheiben und Bänder. Die Bandscheiben wirken als Stoßdämpfer und bestehen aus einem weichen, gallertartigen Kern (Nucleus pulposus) und einem äußeren Ring aus faserigem Gewebe (Annulus fibrosus).

Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall der LWS?

Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule

Wenn die Bandscheibe ihren Dienst versagt, dann geschieht dieser „Vorfall“ meist im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS). In ihren Befunden bzw. Arztbriefen finden die Patienten dann mitunter auch Fachbegriffe wie „lumbale Diskushernie“ oder „lumbaler Prolaps“. Nur in etwa zehn Prozent der Fälle ist die Halswirbelsäule (HWS) betroffen, in rund 90 Prozent die LWS. Kein Wunder: „Dort ist der Druck am höchsten“, weiß Wirbelsäulen-Profi Dr. Reinhard Schneiderhan und erklärt den Hintergrund: „Am stärksten lastet das Gesamtgewicht der Wirbelsäule auf den beiden untersten Bandscheiben. Am häufigsten treten Bandscheibenvorfälle zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbelkörper sowie zwischen dem fünften Lendenwirbelkörper und dem Kreuzbein auf.“ Gerade in diesem Bereich und insgesamt an der Lendenwirbelsäule müssen die Bandscheiben oft Schwerstarbeit leisten – und zwar als Stoßdämpfer. „Sie fangen Stöße und Erschütterungen ab“, so Dr. Schneiderhan. Eine Aufgabe, die im Laufe eines Lebens im wahrsten Sinne des Wortes an den Bandscheiben zehrt. „Mit dem Alter sinkt der Wassergehalt der Bandscheiben, sie verlieren an Elastizität. Dadurch verlieren sie zunehmend ihre Pufferfunktion und werden darüber hinaus anfällig für Verschleiß“, erläutert Dr. Schneiderhan.

Die gefürchtete Kettenreaktion

Mit der Zeit können sich zunehmend kleine Risse am äußeren Fasserring der Bandscheibe bilden. Dieser umschließt eine zähe, geleeartige Masse im Inneren. „Im gesunden Zustand kann man sich die Bandscheibe vorstellen wie eine Art Gelkissen. Es ist weich und elastisch genug, um Belastungen abzufedern. Aufgrund der Risse wölbt sich allerdings der gelartige Kern immer weiter nach außen vor, sozusagen als Vorbote eines Bandscheibenvorfalls. In der Fachsprache ist dann von Protrusion die Rede“, übersetzt Dr. Schneiderhan aus dem Medizinerdeutsch. Von einem Bandscheibenvorfall spricht man dann, wenn die äußere der Hülle komplett reißt. Dadurch bahnt sich die geleeartige Masse ihren Weg nach außen. Sie gelangt in Richtung des Spinalkanals – eine ohnehin schon vergleichsweise enge zentrale Röhre im Inneren der Wirbelsäule. Dort kann die Bandscheibenmasse auf Nerven drücken. Die möglichen Folgen reichen von höllischen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen bis hin zu Lähmungen. „Sehr häufig verspüren die Patienten einen ischiasartigen Nervenschmerz. Er zieht z. Bsp. über das Gesäß und die Außenseite des Beins bis in den Fuß. Es kann auch vorkommen, dass die Patienten kaum noch gehen können.“

Wie wird ein Bandscheibenvorfall in der LWS behandelt?

Legen Sie sich nicht vorschnell unters Messer

Trotz der mitunter großen Schmerzen ist nur selten eine Operation nötig. „In Deutschland wird bei Bandscheibenvorfällen viel zu oft und viel zu schnell operiert“, warnt Dr. Schneiderhan. Der Wirbelsäulenprofi, der im letzten Vierteljahrhundert bereits tausende Prolaps-Patienten behandelte, schätzt, dass sich die Beschwerden in über 90 Prozent der Fälle auch ohne OP bessern. Als Faustregel gilt: Zunächst sollte der Patient, wenn die Schmerzen dies zulassen, ca. vier Wochen lang alle Möglichkeiten der konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausschöpfen. Dazu zählen unter anderem die Physiotherapie mit Wärmebehandlungen, Schmerzmedikamenten und lokale Infiltrationen. „Dabei werden Medikamente unter Röntgenkontrolle gezielt und hochpräzise genau an die erkrankten Bandscheiben geleitet“, erklärt Dr. Schneiderhan. Solche gezielten Injektionen kommen insbesondere auch bei Bandscheibenverschleiß mit Bandscheibenveränderungen – in der Fachsprache Osteochondrose genannt – oder bei Einengungen des Wirbelkanals (sogenannte Stenosen) zum Einsatz. Davon sind besonders viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte betroffen.

Die Möglichkeiten der modernen Schmerztherapie

Aber um es noch einmal zu betonen: Eine solche OP ist nur selten nötig! In der Praxisklinik Dr. Schneiderhan & Kollegen können die Experten bei Bandscheibenvorfällen an der LWS schnell helfen, ohne dass Sie gleich auf dem OP-Tisch landen. „Wir haben sozusagen eine Art voll ausgestatteten Instrumentenkasten an Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, den wir mit viel Know-how und Erfahrung gezielt für unsere Patientinnen und Patienten einsetzen. Dazu zählen moderne minimalinvasiver Eingriffe wie der Wirbelsäulenkatheter oder die Bandscheiben-Behandlung mit Mikrolaser oder Hitzesonde“, berichtet Dr. Schneiderhan, der seit 1996 gemeinsam mit seinem Ärzteteam bereits über 40 000 solcher Behandlungen durchgeführt hat und insbesondere als einer der Pioniere auf dem Gebiet der Wirbelsäulenkatheter-Therapie gilt. „Erst wenn diese und andere minimalinvasive Therapien nicht den gewünschten Erfolg bringen, sollte über weitere endoskopische Verfahren oder gar OP nachgedacht werden.“

Wenn die OP nötig ist: Das kommt auf Sie zu

Falls der Eingriff sein muss, stehen Ihnen in der Praxisklinik Dr. Schneiderhan in München erfahrene Neurochirurgen zur Verfügung. „In unserem Spezialistenzentrum arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen Hand in Hand – das fängt schon bei der Diagnostik an und geht bis zur umfangreichen Nachbetreuung nach einer OP“, erläutert Dr. Schneiderhan. Eine Bandscheiben-OP selbst dauert kaum länger als 45 Minuten, sie wird meist endoskopisch durchgeführt. Dabei schiebt der Operateur ein Röhrchen durch einen kleinen, nur zwei bis drei Zentimeter langen Hautschnitt bis zum Wirbelkanal vor. In dessen Inneren kann er filigrane Instrumente zum Einsatzort steuern, um den Bandscheibenvorfall zu entfernen. In einigen Fällen kann der Chirurg auch die Bandscheibe ersetzen oder die Wirbelkörper versteifen.

Nach der OP werden die Patienten auch von Physiotherapeuten betreut und lernen, wie Sie möglichst schnell und sicher wieder auf die Beine können.

Patientenbeispiel Frau v. Fürstenberg

An ein Leben ohne Schmerzen kann sich Madeleine von Fürstenberg gar nicht mehr erinnern. Ihr Rücken schmerzt schon seit der Jugend. Aber vor zehn Jahren verschlimmern sich die Beschwerden derart, dass ihre Ärzte wieder dringend zu einem operativen Eingriff raten. Die Diagnose: Bandscheibenvorfall mit ausstrahlenden Schmerzen und motorischen Ausfällen. Sie kann sich kaum noch auf den Beinen halten.

„Aber ich hatte so viel über vermurkste Eingriffe gehört und gelesen, dass ich mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt habe“, berichtet die sportliche Frau. „Tatsächlich habe ich die Schmerzen dann wieder mit Physiotherapie und konsequentem Muskel-aufbautraining einigermaßen in den Griff bekommen.“ Im Sommer 2021 reicht das nicht mehr. „Die vom Mediziner in Hamburg vorgeschlagene Versteifungsoperation im Bereich der Lendenwirbelsäule scheint die einzige Lösung. „Mein Chiropraktiker Thomas Grossmann hat mich dann aber auf eine andere OP-Methode in München aufmerksam gemacht.“

Die 49-Jährige besorgt sich einen Termin. ,,Der Arzt dort war der Erste, der mir gesagt hat, dass es eine schwere Entzündung ist, die meine Schmerzen verursacht, und dass er mir mit einem neuartigen Eingriff helfen kann, eine Versteifungsoperation sei nicht nötig“, erzählt die psychologische Beraterin mit eigener Coaching-Praxis. Der Eingriff wird ein Erfolg: „Schon direkt danach habe ich gespürt, dass ich mein Körper anders anfühlt“, sagt sie. „Ich habe ja viele, viele Jahre kompensiert und erst im Nachhinein wahrgenommen, dass auch meine Schulterschmerzen mit meinem Rückenleiden zusammenhingen.“ Heute ist der Rücken viel stabiler, die Schulterbeschwerden und auch die Ausstrahlungen in die Beine sind weg. „Ich treibe nach wie vor viel Sport, denn es soll noch ein wenig besser werden. Aber ich habe das erste Mal seit Jahrzehnten viel weniger Schmerzen und fühle mich dadurch viel wohler in meinem Körper.“

Stufenlagerung als Erste Hilfe-Maßnahme

Bei Rückenschmerzen – insbesondere im Lendenwirbelsäulenbereich – kann Ihnen eine einfache Sofortmaßnahme etwas Linderung verschaffen: Legen Sie sich auf einer festen Unterlage flach auf den Rücken. Platzieren Sie die Beine auf einem oder mehreren Kissen, so dass die Knie einen rechten Winkel bilden. Diese Position entspannt und entlastet den Rücken. Und noch ein Alltags-Tipps: Trinken Sie ausreichend, am besten Mineralwasser oder ungesüßten Tee. Der Grund: „Eine beständige Flüssigkeitszufuhr ist auch für den Rücken elementar“, betont Dr. Schneiderhan. „Denn der gallertartige Kern der Bandscheibe besteht zu 80-85 % aus Wasser und ist verformbar, weshalb die Bandscheiben als Stoßdämpfer der Wirbelsäule fungieren. Werden sie belastet, geben sie Wasser ab, und bei Entlastung nehmen sie neues, mit Nährstoffen angereichertes Wasser, wieder auf. Anderthalb bis zwei Liter Wasser pro Tag sind ideal.“

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Abb. Stufenlagerung als Erste Hilfe-Maßnahme (Quelle)

Entlasten Sie Ihre Lendenwirbelsäule im Schlaf

Bei wissenschaftlichen Studien hat sich herauskristallisiert, dass ausreichend Schlaf Rückenproblemen vorbeugt. „Am gesündesten ist der Wechsel der Liegepositionen zwischen Rücken- und Seitenlage. Ein individuelles Bettsystem vorausgesetzt, ergibt sich in der Seitenlage eine neutrale Ausrichtung der Wirbelsäule und in der Rückenlage eine natürliche, S-förmige Krümmung. Um die Lendenwirbelsäule effektiv zu entlasten, kann es zudem helfen, zusätzlich zwei Polster unter den Knien zu platzieren“, rät Dr. Schneiderhan.

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Abb: ergonomische Seitenlage (Quelle: Praxisklinik Dr. Schneiderhan & Kollegen)

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Abb: Gesunde und ergonomisch richtige Schlafpositionen (Quelle istock)

Gönnen Sie Ihren Bandscheiben Bewegung

Die Stoßdämpfer in Ihrer Wirbelsäule brauchen Bewegung wie wir Menschen die Luft zum Atmen. Bewegung und Training bewirken nämlich, dass Rücken- und Bauchmuskeln gestärkt werden. „Sie geben der Wirbelsäule Halt“, erläutert Dr. Schneiderhan. „Zudem füllen sich durch sportliche Aktivitäten die Bandscheiben mit Flüssigkeit und erhalten dadurch ihre natürliche Pufferfunktion.“

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Abb: Bewegung macht den Rücken stark (Quelle: istock)

Entlarven Sie die Bandscheibenfallen im Büro

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Wenn Sie Probleme mit den Bandscheiben und andere Rückenbeschwerden haben, sollten Sie Ihren Arbeitsplatz genauer unter die Lupe nehmen. „Ihr Schreibtisch hat die ideale Höhe, wenn die Unterarme flach aufliegen und mit den Oberarmen einen rechten Winkel bilden. Ihr Stuhl sollte so eingestellt sein, dass Ober- und Unterschenkel einen Winkel von mindestens 90 Grad bilden. Die Rückenlehne sollte leicht nach vorne gewölbt sein, um die Lendenwirbel möglichst gut zu stützen. Platzieren Sie den Bildschirm des Computers so hoch, dass Sie beim Arbeiten leicht abwärts blicken.

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Abb: Ergonomie am Arbeitsplatz ist wichtig (Quelle istock)

Vorsicht beim Heben im Alltag

Gerade überraschende schwere Belastungen können Ihren Bandscheiben schaden – beispielsweise dann, wenn Sie im Alltag schwere Gegenstände heben. Der wichtigste Tipp dazu: Wuchten Sie die Lasten niemals mit rundem Rücken in die Höhe, sondern gehen Sie stattdessen in die Knie. Heben Sie die Gegenstände mit gestrecktem Rücken durch die Kraft Ihrer Beinmuskeln. Verteilen Sie Ihre Einkäufe immer auf zwei Tüten und tragen Sie diese jeweils in einer Hand. Dr. Schneiderhan: „So bleibt Ihr Rücken gerade.“

Bei Autofahr-Pausen helfen einfache Übungen gegen Verspannungen

Auch Autofahren kann dem Rücken zusetzen. Wer zu lange ohne Pause am Steuer sitzt, stresst seinen Rücken. Deshalb gilt die Faustregel: spätestens alle zwei Stunden anhalten, aussteigen und sich ein paar Minuten die Beine vertreten. Gegen Verspannungen können Sie während der Pausen einfache, aber effektive Bewegungsübungen machen. So hilft es, die Schultern zwischendurch immer wieder hochzuziehen und dann locker fallen zu lassen. Auch das „Äpfelpflücken“ mobilisiert den Rücken. Dazu greift man im Stehen oder Sitzen mit den Armen abwechselnd zur Decke und dehnt die Flanken.

Richtig sitzen mit dem Lordosekissen

Aber auch während der Fahrt kann man seinen Bandscheiben etwas Gutes tun: Beugen Sie sich ab und zu vor und lehnen Sie sich zurück. Selbst geringfügige Bewegung tut Ihrer Wirbelsäule gut. „Auch ein Lordosekissen auf Höhe der Lendenwirbelsäule sorgt für eine bessere Sitzhaltung und entlastet die Bandscheiben“, empfiehlt Dr. Schneiderhan.

25years
Dr. med. Reinhard Schneiderhan

Dr. Reinhard Schneiderhan

Orthopäden
in Taufkirchen  auf jameda

jameda Bewertung vom 26.01.2020

doppelter Bandscheibenvorfall - Operation

"Der Empfehlung zu Dr. Sommer zu gehen mit meinen Rückenschmerzen, bin ich sehr dankbar. Was ein Krankenhaus nicht erkannt hat, fand er in Sekunden heraus und stellt die richtige Diagnose. Er leitete 2 Behandlungswege ein und informierte mich gleich, das wenn diese nicht helfen würden, ich um eine Operation nicht herum kommen würde.Somit kam es dann leider auch zu der angekündigten Operation, welche ohne jegliche Komplikationen verlief und ich nur empfehlen kann. 4 Tage Krankenhaus und dann noch 14 Tage ausruhen Zuhause mit einer 4 wöchigen REHA hinterher, konnte ich sehr schnell wieder die Arbeit aufnehmen. Bin super dankbar dafür. Mario Allonge"

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