Was ist eine Patelladysplasie? Klassifikation nach Wiberg und Therapiemöglichkeiten

Bei einer Patelladysplasie handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung (Patella = Kniescheibe, Dysplasie = Abnutzung). Sie führt zu einer Asymmetrie der Kniescheibe und hat durch Belastung eine ungleichmäßige Abnutzung der schützenden Knorpelschicht unter der Kniescheibe zur Folge. Dadurch entstehen häufig starke Schmerzen beim Gehen oder Beugen der Knie. In vielen Fällen sind beide Knie betroffen, wobei oftmals eines davon stärker beeinträchtigt ist als das andere. Eine Patelladysplasie kann auch durch einen Unfall entstehen.

Bei der Einteilung nach Wiberg werden verschiedene Typen beschrieben:

  • Typ I: Die Kniescheibe ist normal.
  • Typ II: Die Kniescheibe ist an der Rückseite, die zur Innenseite des Beins neigt, etwas verkürzt.
  • Typ III: Die Kniescheibe ist zusätzlich nach außen gewölbt.
  • Typ IV: Die Kniescheibe ist verkürzt und auffällig geformt.
  • Typ V: Die Kniescheibe ist zur Seite verschoben und an der Innenseite flacher. Sie sieht aus wie ein Jägerhut.

Wie macht sich eine Patelladysplasie bemerkbar?

Eine Patelladysplasie kann über einen gewissen Zeitraum völlig symptomlos bleiben. Erst nach Jahren führt sie bei starker Belastung oder bestimmten Bewegungen wie Beugen und Strecken zu Schmerzen. Einige Patienten spüren auch nur in Ruhephasen Schmerzen, wenn sie längere Zeit in der gleichen Position verharren, wie beispielsweise im Liegen oder Schlafen. Hier treten Beschwerden oft im vorderen Teil des Knies auf.

In einigen Fällen ist bei Bewegung das Reiben unter der Kniescheibe sogar hörbar, dann knirschen die Knie regelrecht. Häufig kommt es im Krankheitsverlauf auch zu Schwellungen, wie auch in schweren Verläufen zu Bewegungseinschränkungen, Hitzegefühlen oder Druckempfindlichkeit am Knie.

Je nach Ausprägung der Fehlbildung kann ein Orthopäde eine Patelladysplasie bereits optisch erkennen. Doch die endgültige Diagnose sichern Fachärzte in der Regel mit einer ausführlichen Anamnese sowie mit bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder Magnetresonanztherapie, kurz MRT, ab. Durch die optische Darstellung kann der behandelnde Arzt das Stadium der Patelladysplasie besser einschätzen und eine entsprechende Prognose für den weiteren Verlauf geben. Bestenfalls lassen sich so ein individueller Behandlungsplan erstellen und erste Maßnahmen einleiten.

Patelladysplasie erfolgreich therapieren

Die Therapiemöglichkeiten richten sich nach der individuellen Problematik und dem jeweiligen Schweregrad der Patelladysplasie. Ein Aufbau der abgeriebenen Knorpelschicht und damit eine Heilung sind nicht möglich. Es geht also lediglich darum, eine Ausweitung der Symptome zu verhindern und die noch bestehende Schicht so weit wie möglich zu erhalten.

Zunächst sollte das Knie vor zu hoher Belastung geschützt werden, um weitere Knorpelschädigungen einzuschränken. Des Weiteren helfen physiotherapeutische Maßnahmen, die den Aufbau der Kniemuskulatur unterstützen. So können Bewegungen besser aufgefangen und abgedämpft werden. Hierfür lassen sich auch spezielle Übungen bequem zu Hause durchführen, um die Muskeln zu trainieren.

Welche Übungen angemessen sind, klärt Ihr Physiotherapeut anhand Ihres Befundes.

Allgemeine Kräftigungsübungen sind zum Beispiel:

  • Balancieren auf einem Bein: Heben Sie ein Bein an und halten Sie mit dem anderen die Balance, bis Sie das Gleichgewicht verlieren. Dann wechseln Sie.
  • Bringen Sie das Bein mit dem erkrankten Knie leicht nach unten. Das andere Bein steht auf einem Handtuch, das auf einem Boden mit glatter Oberfläche liegt. Jetzt bewegen Sie das Handtuch seitlich nach hinten. So stabilisieren Sie Ihr Kniegelenk.
  • Lehnen Sie sich an eine Wand und gehen Sie mit dem Gesäß so weit nach unten, bis Ober- und Unterschenkel fast einen 90°-Winkel bilden. Die Füße befinden sich ein kleines Stück vor den Knien. Wenn Sie möchten, können Sie auf die Zehenspitzen gehen. Das kräftigt die Beinmuskeln.

Daneben kommt auch die sogenannte Stoßwellentherapie zum Einsatz. Hier dringen Druckwellen in den Körper ein, wo sie unterschiedliche Wirkungen entfalten können. Häufig werden in akuten Fällen einer Patelladysplasie parallel Schmerzmittel verabreicht, um zunächst Beschwerdefreiheit zu erzielen. Als hilfreich hat sich auch eine Bandage erwiesen. Damit können sich Patienten wieder besser bewegen. Daneben können Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren helfen, eine Stärkung der betroffenen Muskelpartie zu erreichen.

Wenn konservative Methoden keine Linderung der Beschwerden mehr verschaffen, dann kann es in schwerwiegenden Fällen auch zu einem operativen Eingriff kommen. So erhalten Patienten beispielsweise eine künstliche Kniescheibe. Des Weiteren helfen neueste athroskopische Verfahren, mit denen eines der äußeren Bänder getrennt wird, um die Kniescheibe nach innen zu verlagern.

Leben mit einer Patelladysplasie – Was Sie wissen sollten

Am besten besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Sportarten in Ihrem speziellen Fall zu vermeiden sind. Denn Verhaltensempfehlungen orientieren sich immer an der individuellen Symptomatik.

Der Arzt kann Ihnen je nach Befund zum Beispiel empfehlen:

  • bei akuten Beschwerden 4 bis 6 Wochen auf Sport zu verzichten
  • bei ständig wiederkehrenden Schmerzen längeres Joggen einzuschränken
  • starke Belastungen des Knies, zum Beispiel beim Bergabgehen, beim Gewichtheben, beim Rudern oder bei Kampfsportarten zu vermeiden
  • soweit wie möglich aktiv zu bleiben und schonenden Sportarten nachzugehen

Eine mögliche Folge der Patelladysplasie: Die Kniescheibe verrutscht (Patellaluxation) oder es kommt zu Knorpelschäden. Lassen Sie sich also rechtzeitig  behandeln, um Folgeschäden zu vermeiden. Je früher die Asymmetrie der Kniescheibe festgestellt wird, umso besser. Denn eine rechtzeitige und konsequente Behandlung kann weitere Knorpelschäden verhindern.

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